"Ich weiß auch nicht genau, was ich da mache. Aber es ist gut." (T.C. Boyle)
Startseite Mal eben so gedacht Story News Über mich Bis dato Gedrucktes Pressestimmen Leseproben Rund ums Schreiben Foto-Galerie Meine Bilder Gästebuch Links Kontakt Impressum

Puppenspiele

Gerds Puppe heißt Cindy. Er musste sich von ihr für kurze Zeit verabschieden, weil ihre Zähne und ihre Schamlippen kaputt waren. Ein bitterer Moment für ihn. "Mir fiel es wirklich wahnsinnig schwer, sie ab zu geben, habe so richtig geheult. Echt."

Das sagte er, kurz nachdem sie weg war, starrte trübsinnig in seinen Wodka und stürzte ihn hinunter. Rülpser. Ich sah ihn an und spielte einen auf betroffen. Tatsächlich lachte ich ein wenig hysterisch in mich hinein. Gleichzeitig machte ich mir verdammte Sorgen um ihn.

Cindy befand sich in bester Obhut bei Puddendoktor Harald Thomann aus Mettmann bei Düsseldorf, der sie beim notwendigen Abtransport fürsorglich auf dem Beifahrersitz in seinem zitronengelben Audi (woher kriegt man solch eine Farbe und warum?) angeschnallt hatte, um sie in seine Klinik zu bringen. Sie war geschminkt, deutlich besser frisiert und angezogen als ich, und Gerd winkte mit einem Taschentuch., bevor er seinen Kummer nass machte. "Wenn sie wieder da ist, kriegt sie neue Dessous. Und Schampus. Vom Feinsten. Als hätten wir Flitterwochen."

Ich als prinzipiell vernünftig denkender Mensch wollte diese Ankündigung nicht unkommentiert lassen. Ursprünglich. Dann dachte ich an seinen ansteigenden Alkoholpegel und ersparte mir eine Diskussion darüber, dass Cindy, nun ja....

Meine erste Puppe hieß Monika. Ein unschöner Name, so im Nachhinein. Sie war hübsch blond und deutlich steifer als Kullertränchen und Schlummerle, die meine jüngere Schester später ausdrücklich forderte und bekam. Egal jetzt. Ich kämmte Monika, zog ihr was Nettes an, dann wieder aus, um sie neu ein zu kleiden. Auf Dauer langweilte das. Aber ich mochte sie. Nicht unbedingt so, wie Gerd Cindy mag, aber Persönlichkeit hatte auch Monika durchaus. Zwischenzeitlich litt unsere Beziehung freilich etwas, weil ich Barbies entdeckte. So großartig wollte ich auch mal aussehen. Hat nicht geklappt.

Gut oder nicht, auf jeden Fall bin ich aus Fleisch und Blut. Mein Haar ist nicht so strahlend blond wie das von Monika, meine Brüste sehen irgendwie anders aus als die eines Plastik-Wunders. Aber ich bin echt. Gerd sagt: "Real Dolls ziehen das an, was ich will. Stylen sich, wie ich es möchte. Sie sprechen, maulen, zicken nicht, haben keine Tage, sind stets bereit und fordern nichts. Eine echte Frau ist anstrengender. Und teurer." Puppendoktor Thomann sagt: "Ich liebe meinen Job. Der Kunde hat schließlich auch viel Zeit in seine Puppe investiert. Da gebe ich mir Mühe. Hatte als Kind auch Barbies."

Hä? Mein Bruder mit Sicherheit nicht. Meine Partner, die halt kamen und gingen, hoffe, glaube ich, auch nicht. Ansonsten würde ich mein Weltbild ändern.

Gerd hat seine Cindy zurück. 6000 € hat er damals für sie bezahlt. Und toll sieht sie aus. Gebe ich neidlos zu. Die wacht morgens auf und ist traumschön. Nicht so verstrubbelt, ungehörig laut gähnend, mit Hundehaaren am Schlafanzug (der kleine Mistkerl schleicht sich gern ins Bett), verschmierter Wimperntusche und schlechter Laune. So wie ich.

Puppen wie Cindy sind Gesamtkunstwerke. Lebensgroß, ungeheuer attraktiv. Und genauso stumm wie meine Monika. Wie meint Gerd noch so charmant? "Ich will Ergebenheit und bedingungslose Hingabe. In diesem Punkt kann keine lebendige Frau mit einer Puppe wie Cindy rivalisieren."

Ich gedenke, die Freundschaft auf zu kündigen.


Zurück



Autoren und Bücher

Super Mao

Dass die Bibel das weltweit meistverkaufte Buch ist, weiß inzwischen jeder. Aber wussten sie auch, dass Mao Tsetung (oder Mao Zedong, wie die Chinesen sagen) der erfolgreichste Einzelschriftsteller ist. Seine Zitatensammlung, auch als Mao-Bibel bekannt, verkaufte sich rund 6 Milliarden mal.

Dickens und Tolkien

Die beiden erfolgreichsten Einzelbücher von "richtigen" Schriftstellern stammen übrigens von Charles Dickens und J.R.R. Tolkien. Dickens' "Eine Geschichte aus zwei Städten" verkaufte sich bis heute 200 Millionen mal, Tolkiens "Herr der Ringe" ging 150 Millionen mal über die Ladentheke..

Schlechte Karten

Die Chance, an diese Erfolge auch nur annähernd anknüpfen zu können, ist übrigens minimal. Gerade mal ein Prozent aller Bücher erreichen so etwas wie Bestsellerstatus. Ein kluger Kopf hat inzwischen ausgerechnet, dass die Wahrscheinlichkeit, einen Bestseller zu schreiben, geringer ist, als sechs Richtige im Lotto zu tippen.

Arme Autoren

Kein Wunder also, dass die meisten Schriftsteller nicht von ihren Einkünften leben können. In Deutschland liegt das Durchschnittseinkommen eines Schriftstellers bei etwa 15.000 Euro pro Jahr. Und Frauen - schluchz - kommen sogar nur auf 13.000 Euro.


Nach oben
    © Karin Reddemann | Alle Inhalte dieser Webseite sind urheberrechtlich geschützt. | Ich hafte nicht für die Inhalte externer Webseiten