"Ich weiß auch nicht genau, was ich da mache. Aber es ist gut." (T.C. Boyle)
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Meine lyrische Ader: Entdeckt und abhanden gekommen


Gute Freunde. Ich und mein Hund Digger.
Meine erste Kurzgeschichte schrieb ich in der Grundschule. Frau Kathmann war wohl etwas lustlos, also gab sie uns die Aufgabe, „irgendwas“ Spannendes zu erzählen. Sowas Undefiniertes kann bei psychisch nicht gar so aufgeweckten Kindern für Kopfschmerzen sorgen, aber das war der unbekümmerten pädagogischen Seele wohl schlichtweg egal. Mir auch. Ich schrieb „Nachts in meinem Zimmer“, eine recht gruselige Geschichte (für eine Neunjährige), die Frau Kathmann einfach umhaute.

Für mich gab’s eine Eins, für meine Mutter ein Gespräch unter vier Augen. Dem später, auf dem Gymnasium, ein zweites ähnlicher Natur mit Frau Alt, meiner Kunstlehrerin, folgen sollte. Originalton: „Ihre Tochter ist wirklich talentiert, aber warum malt sie ausschließlich in diesen düsteren Farben?“ Meine Mutter antwortete, wie nur eine liebende und sich sorgende Mutter antworten kann: „Weiß ich nicht.“ Thema erledigt.

Ein Schwein erobert die Welt

Ich war sehr stolz auf ihre Erklärungsstrategie, als sie mir von diesem Wortduell erzählte. Sie war es auch, der ich mit knapp zehn Jahren mein erstes Gedicht widmete; es handelte von einem mutigen Schwein, das die Welt erobern will, es sich dann doch anders überlegt und lieber Chef im Schweinestall wird. Mein zweites war eine Hymne auf meine Eltern, die sie sehr behutsam auf ihr bevorstehendes Ableben vorbereiten sollte, - „..und gabt mir diese Gabe, liegt jetzt im düstern Grabe…“ -, mein drittes, das unweigerlich folgte, war ein Obdachlosendrama, fing so an: „Er war ein Tramp, wie es hunderte gibt, einer, der das Nichtstun, das Träumen liebt. Tags saß er auf der Parkbank und sah in die Ferne, und nachts leuchteten über seinem Kopfe die Sterne…“ Zum Schluss stirbt er ganz allein in lausigem Zustand, was betroffen machen sollte.

Geniale Lyrik zum Thema Modeelfen

Damals fand ich’s genial, der Welt auf diesem Weg meinen mahnenden Zeigefinger zu zeigen, was ich noch weiter entwickelte mit einem späteren lyrischen Machwerk, das da lautete: „Wunderbare Modeelfen, die den Machern scheffeln helfen, kleiden sich in Glanz und Glimmer, goldbefleckt mit Glitzerflimmer…“ Tragisch und aufwühlend das Ende: „Wer will den armen Elfen helfen?“ (Eindeutig damals schon ein Appell an den Kampf gegen Magersucht, Konsumrausch, Markenartikel, Drogenmissbrauch und Werteverfall und überhaupt).

Mein erster Roman - stolze 15 Seiten

Ich war der Zeit voraus. Mein Deutschlehrer fand’s gelungen, ich selbst unterbrach nach reiflicher Überlegung meine poetische Laufbahn, weil mir einfiel, dass jetzt erst einmal ein Roman her müsse. Die Geschichte eines hässlichen Biedermanns namens Wim O. Wilmsmann, der eine denkende und sprechende Ratte findet, die er mit nach Hause nimmt, um sich über gut 400 gedruckte Seiten mit ihr über den Sinn des Lebens aus zu tauschen. Bis die Ratte ihn einfach frisst und dann…ja, was dann?! Darüber zerbrach ich mir unnötigerweise den Kopf, weil ich nie über fünfzehn Seiten hinaus gekommen bin.

Deshalb schreibe ich Kurzgeschichten

Ergo schrieb ich kleinere Geschichten. Schon die erste war ein absoluter Hammer, zumindest für meine Mutter und meinen damaligen Freund, die sich gar nicht wieder einkriegen konnten. „Mülltonnenidyll“! Ich warf den beiden vor, parteiisch zu sein und nicht vernünftig kritisieren zu können, aber als sie meine zweite Geschichte nicht mehr so völlig verklärt lobten, war ich beleidigt. So sind Künstler nun mal. Dachte ich. Und legte mich erst einmal ins ewige Eis (Studium, Zeitungsarbeit, blabla…). Bis ich irgendwann wieder auftaute. Ich schreibe wieder, ich male wieder. Und warte darauf, dass die Sonne mein wirres Hirn küsst und die Sommersprossen kitzelt, die meine ersten Gehversuche nie vergessen ließen.

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Foto: Gottes kalte Gabe

Karin Reddemann

Gottes kalte Gabe

Ein totes Mädchen tanzt auf Gräbern und spielt Gott; Max Kellermann bekommt sein erstes gutes Gespräch und eine letzte Rose nach seinem großen Flug; Kurt dichtet über Zwerge … und Vater weint trocken, weil gestern eben gestern ist. Die Geschichten von Karin Reddemann lassen den Leser in ein Meer von Bildern und Worten tauchen, das herrlich ehrlich nach Salz schmeckt. Gottes kalte Gabe ist eine Auswahl an Short-Stories, in denen Leben passiert. Es macht manchmal atemlos, sie zu lesen.

Dr. Ronald Henss Verlag, 2006
ISBN 978-3-9809336-3-6

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