"Ich weiß auch nicht genau, was ich da mache. Aber es ist gut." (T.C. Boyle)
Startseite Mal eben so gedacht Story News Über mich Bis dato Gedrucktes Pressestimmen Leseproben Rund ums Schreiben Foto-Galerie Meine Bilder Gästebuch Links Kontakt Impressum

Schreiben wie ich's mag


Ich habe mir ein paar Gedanken über mich und das Schreiben gemacht.
"Ich wurde zweimal geboren; zuerst, als kleines Mädchen, an einem bemerkenswert smogfreien Januartag 1960 in Detroit und dann, als halbwüchsiger Junge, in einer Notfallambulanz in der Nähe von Petoskey, Michigan, im August 1974."

Nein, nicht ich. Es spricht Calliope „Cal“ Helen Stephanides in Middlesex.. Und ich erblasse vor Neid auf den Autor, Jeffrey Eugenides: Genialer Einstieg. Finde ich. Möchte ich auch können. Probiere ich auch, das gebe ich bereitwillig zu. Meine Kurzgeschichten starte ich stets mit einigermaßen durchdachten Sätzen. Soll ja rein hauen, soll neugierig machen.

Ein guter Anfang ist die halbe Miete

Ergo schreibe ich: "Es war einer dieser trägen, trockenen Tage, die nicht wirklich glücklich sind. Du nimmst sie hin wie einen langen lästigen Spuk, der Deinen Körper nass und salzig macht. (…) Oder: Kurt Bitterloh sah aus wie der Berater des Präsidenten. (…) Oder: Katharina Gollfried war eine jener Erscheinungen, die grundsätzlich nur im Kopf stattfinden. (…) Oder: Sie hatte mir von ihm erzählt. Während sie besticktes Leinen für meine Großmutter faltete, die seit zwanzig Jahren im Keller die gute Wäsche des Niederflözener Mittelstandes mangelte, trank sie Aufgesetzten, schob mir saure Beeren in den Mund und versuchte, mir Angst zu machen. (…)"

Ein noch besserer Anfang ist noch besser

Ich persönlich, da bin ich Narziss, finde meine ersten Sätze grundsätzlich recht gelungen. Natürlich gebe ich zu, dass eine doch recht gute Geschichte doch recht viel versprechend ist, wenn sie so los- und abgeht:
"Es gab eine Zeit, da Höflichkeit und eine gewinnende Art aus der Mode kamen, da war es gut, böse zu sein, da man seine Dekadenz wie einen Geschmack kultivierte. Damals waren wir alle gefährliche Burschen. (…)"

Mein Großmeister: T.C. Boyle

Mal wieder nicht von mir, stammt von T.C. Boyle (Greasy Lake) Der fängt ständig sehr einfallsreich an, das reizt und macht leicht sauer (Warum ist der so verflucht klasse?), klar, aber reizen will ich auch. Kann ich nicht? Pffft, sage ich da weise und glaube weiterhin an mich. Ein guter Freund von mir, der selbst sympathisch erfolglos schreibt und theoretisch alles weiß, was Spitzenautoren ausmacht, sieht das strenger. „Du lässt den Leser zu lange im Unklaren, Du musst schneller auf den Punkt kommen.“ Sagt er böse (so empfinde ich ihn in solchen unappetitlich ehrlichen Momenten). Und weiter: „Man quält sich regelrecht durch. Auch wenn’s (Danke, Bruder) sich durchaus lohnt.“ Und noch weiter: „Wieso gibst Du allen Protagonisten und Örtlichkeiten Namen? Das ist unnötig und nervt.“ Und nochnochnoch weiter: „Ich vermisse den Dialog bei Dir. Dialog macht lebendig.“

Am Ende entscheide immer noch ICH

Schöööön, prima, Ciao. (Nicht ernst gemeint, noch (!!!) sind wir befreundet.) Selbstredend hat der gute Mann bruchstückhaft Recht. Ich schreibe trotzdem weiterhin mit freier Sicht aufs weite Feld, und wie das auszusehen hat, entscheide immer noch ich. Heißt nicht, dass ich mich den Deibel um akzeptable Kommentare schere. Aber meine Geschichten (bis dato) mag ich, wie sie sind. Was noch folgt, wird sich zeigen. Ich orientiere mich nicht an Literatur, die sich saumäßig gut verkaufen lässt. Somit krepiere ich vermutlich irgendwann irgendwo in einer Hinterhofbaracke verarmt, aber stolz. Schwachsinn, gell?! Freilich…so blöd kann ich durchaus sein.
1 2



Foto: Gottes kalte Gabe

Karin Reddemann

Gottes kalte Gabe

Ein totes Mädchen tanzt auf Gräbern und spielt Gott; Max Kellermann bekommt sein erstes gutes Gespräch und eine letzte Rose nach seinem großen Flug; Kurt dichtet über Zwerge … und Vater weint trocken, weil gestern eben gestern ist. Die Geschichten von Karin Reddemann lassen den Leser in ein Meer von Bildern und Worten tauchen, das herrlich ehrlich nach Salz schmeckt. Gottes kalte Gabe ist eine Auswahl an Short-Stories, in denen Leben passiert. Es macht manchmal atemlos, sie zu lesen.

Dr. Ronald Henss Verlag, 2006
ISBN 978-3-9809336-3-6

  >>> Bei Amazon

Nach oben
    © Karin Reddemann | Alle Inhalte dieser Webseite sind urheberrechtlich geschützt. | Ich hafte nicht für die Inhalte externer Webseiten