"Ich weiß auch nicht genau, was ich da mache. Aber es ist gut." (T.C. Boyle)
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Schreiben wie ich's mag (3)

Nicht alles gefällt jedem

„Gefressen“ hat mich beim bloßen Hingucken eine Recklinghäuser Buchhändlerin, - Recklinghausen ist meine Stadt -, die mein erstes Buch, - Gottes kalte Gabe -, noch nicht einmal ausgelegt hat. Sagt frei dekadente Schnauze, sie könne mit meinem Stil nichts anfangen. Und was ihr nicht gefalle und was sie, - Obacht, so hat sie’s ausgedrückt -, nicht verstehen könnte, würde sie auch nicht anbieten.

Was soll man da bloß tun?

Jetzt gilt’s in solchen Momenten, kühl zu überlegen: Sagt man, jaaa, aber der Dr. Henss-Verlag hat mein Buch doch selbst finanziert, ich brauchte keinen Cent dazu legen, so überzeugt sind die in Saarbrücken davon, und überhaupt, die Pressestimmen waren doch ausnahmslos positiv, und immerhin bin ich doch Recklinghäuserin, und selbst eine Buchhandlung in Iserlohn hat Exemplare ausgestellt und verkauft, und, ach bitte, grad Sie als Mitglied im Vestischen Literaturdingsdabums sollten heimische Autoren doch unterstützen, und blablabla… Oder (?) sagt man: Wenn das so ist, leck mich, Wiedersehen.

Tja. Ich habe den zweiten Weg gewählt. Und dahinter stehe ich auch. Ich bettle bei arroganten Fatzken nicht um Aufmerksamkeit. Natürlich ist Literatur ein hartes Geschäft. Man muss sich verkaufen können (ich kann das nur bedingt, leider), aber man muss dafür nicht seine Selbstachtung an der Türschwelle abgeben. Wichtig freilich sind Menschen, die überzeugt von einem Autor sind und diese Überzeugung auch anderen gegenüber mit Worten und Taten vertreten. Als poor lonesome Cowboy kommt man nicht weit. Und genauso wenig kommt man weiter, wenn man die Spielregeln nicht beachtet.

Rechtschreibung nicht unterschätzen

Orthografie und Grammatik werden von Jung-Autoren sorglos deutlich unterschätzt. Sind die einfach zu blöd dafür oder zu schlau für die profanen Dinge des Lebens? Wer behauptet (zuhauf gehört), die Beherrschung einer vernünftigen Rechtschreibung sei sekundär, da es auf den Inhalt ankäme und letztendlich die Lektoren für Ordnung sorgen würden, irrt ganz gewaltig. Der erste Eindruck, die ersten Absätze sind entscheidend. Fällt der Kopf? Oder darf er bleiben, wo er ist?

Lektoren sind zwar keine Scharfrichter, aber sie urteilen streng und oft auch wieselflink. Wer liest schon ein zweihundert Seiten langes Manuskript, wenn schon beim flüchtigen Durchblättern derbe und peinliche Upps-Fehler in den Augen brennen. Ich würd’s nicht machen, würde selbst eine fünf Seiten umfassende Kurzgeschichte abgenervt ad acta legen und mir nicht und niemals bis zum Ende reinziehen, wenn die Defizite in Sachen deutsche Rechtschreibung mir Schmerzen im Hirn und weiter unten verursachen. Da möchte ich brüllen, da werde ich zum Fleischfresser: Noch nie was von der Notwendigkeit des Korrekturlesens, - auch oder grad von Zweiten und Dritten -, in den eigenen vier Wänden gehört, bevor man auf die völlig unvorbereitete Öffentlichkeit los geht?!

Schreiben ist auch Handwerk

Wenn ich als einfacher Leser, vielleicht auch potenzieller Kritiker ein Manuskript bewerten soll, in dem sich orthografische/grammatikalische Patzer, Unkenntnis und Ungereimtheiten tummeln wie Maden in Äpfeln, die mir nun wahrhaftig niemals schmecken werden (den echten Hunger kennen wir gnädig zu spät Geborene ja nun nicht), zerknülle ich das Papier gedanklich und schmeiß es dorthin, wo es hingehört. Ganz einfach.

Schreiben ist halt nicht nur Kunst, nicht nur Wortgewandtheit und Vorstellungskraft, sondern immer noch ein Handwerk. Ich kann kein Haus bauen mit etlichen architektonischen und technischen Defiziten und dann sagen: Was habt Ihr alle denn? Da stecken phantastische Ideen drin, und von außen sieht’s doch klasse aus. – Das nützt gar nix, wenn ich schon am Gartentor die Nase voll von der kreativ durchdachten Bude habe und sie gar nicht erst betreten will. Logisch? Denke ich. Und damit basta (für mich).

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Foto: Gottes kalte Gabe

Karin Reddemann

Gottes kalte Gabe

Ein totes Mädchen tanzt auf Gräbern und spielt Gott; Max Kellermann bekommt sein erstes gutes Gespräch und eine letzte Rose nach seinem großen Flug; Kurt dichtet über Zwerge … und Vater weint trocken, weil gestern eben gestern ist. Die Geschichten von Karin Reddemann lassen den Leser in ein Meer von Bildern und Worten tauchen, das herrlich ehrlich nach Salz schmeckt. Gottes kalte Gabe ist eine Auswahl an Short-Stories, in denen Leben passiert. Es macht manchmal atemlos, sie zu lesen.

Dr. Ronald Henss Verlag, 2006
ISBN 978-3-9809336-3-6

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