"Ich weiß auch nicht genau, was ich da mache. Aber es ist gut." (T.C. Boyle)
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Schreiben wie ich's mag (4)

Langeweile muss nicht sein

Basta auch für öde Langeweile: Wer meint, sich wie ein finnischer Regisseur (dort sind der Worte wenig, der Dunkelheit viel, des Gähnens mehr) auf dem Papier austoben zu dürfen, soll das tun. Aber bitte schweigend. Ich will Bilder erzeugen, während ich schreibe, und Bilder sehen, wenn ich lese, aber keinen billigen Kaffeesatz. Von mir aus soll es so sein: "Richtig gemacht hat man es erst dann, wenn man die eigenen Eltern ankotzt." (David J. Schow). Okay, das konkret will und werde ich nicht tun, das würde meinen Eltern nicht gefallen. Wäre aber immer noch besser, als anzuöden. Frauchengeschichten, - sexy Dumpfbacke trifft reiches Arschloch, man zankt sich, Arschloch bessert sich, dann wird heiter gebusselt, gesexelt und geheiratet -, sind Staubtücher (ich hasse Staubputzen).

Und ich hasse Schreibwerkstätten und den Hintertupflblödlinger Literatur-Stammtisch. Wer sich dort tummelt, gehört einwandfrei zu den Verlorenen. Denn Schreiben ist (s.o.) eine Blutgeschichte. Entweder hab ich’s lange schon drauf oder eben nicht.

Sind Schriftsteller bekloppt?

Wer freilich frank und frei und durchaus berechtigt von sich behauptet, Schriftsteller zu sein, - prinzipiell funktioniert das ja auch als tapferer Neunzigjähriger ohne Zähne, aber mit immer noch gesunder Portion Hirn im Kopf -, hört hier und da und stets aufs Neue ungern: „Du bist ja bekloppt.“ Aber warum Festgestelltes nicht einfach so lächelnd annehmen? Der zukünftige Literaturnobelpreisträger Dieter Nuhr sagt’s uns schonungslos: "Sind wir nicht alle irgendwie doch ein bisschen dummdödeligdoof? Und: Warum akzeptieren wir das nicht einfach?" Berechtigte Frage. Denn es ist der schräge Vogel unter unserer Schädelplatte, der uns interessant macht. Langweilig sein kann jeder, ein guter Autor sein aber nicht. Und ätsch. Wäre ja noch schöner!

Erlebtes ergibt nicht immer eine gute Geschichte

Dummdödeligdoof sind auch die Kollegen der schreibenden Zunft, die auf durchaus wohl durchdachte und dementsprechend treu formulierte Kritik wie folgt einschnappen: „Aber das war so. Meine Geschichte ist wahr, ich habe das genauso erlebt.“ Und? Muss das deshalb gelungen sein? Nein. Ob Nachbars Lumpi in den Vorgarten geschissen hat, Tante Emma und ihre gehäkelten Deckchen ein einziges verkorkstes Universum sind oder Susi Liebeskummer mit Akne oder Achim plagt, muss mich als Leser nicht unbedingt interessieren. Wahr oder nicht. Ich schreie, bettle, winsele nach optimal strukturierter Phantasie, von mir aus getränkt mit eigenen Erfahrungen. Welcher Idiot hat mal gesagt, man solle über das schreiben, was man kenne? Hä? Wähnte der sich in Utopia? Ich für meinen Teil lebe und atme dort nicht. Und Du, Brutus?

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Foto: Gottes kalte Gabe

Karin Reddemann

Gottes kalte Gabe

Ein totes Mädchen tanzt auf Gräbern und spielt Gott; Max Kellermann bekommt sein erstes gutes Gespräch und eine letzte Rose nach seinem großen Flug; Kurt dichtet über Zwerge … und Vater weint trocken, weil gestern eben gestern ist. Die Geschichten von Karin Reddemann lassen den Leser in ein Meer von Bildern und Worten tauchen, das herrlich ehrlich nach Salz schmeckt. Gottes kalte Gabe ist eine Auswahl an Short-Stories, in denen Leben passiert. Es macht manchmal atemlos, sie zu lesen.

Dr. Ronald Henss Verlag, 2006
ISBN 978-3-9809336-3-6

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