"Ich weiß auch nicht genau, was ich da mache. Aber es ist gut." (T.C. Boyle)
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Gottverdammt und Halleluja

Gesoffen, herum gemacht und geschrieben habe ich genug. Jetzt schlägt allmählich für mich die Stunde, Schrotkugeln in blöde Ärsche zu jagen, die mir auf die Pelle rücken. Ich bin der gottverdammte Hohepriester der Literatur, und wer das nicht glaubt, sollte meinen Saft schlucken, um sich damit voll zu sabbern. Meine Milch schmeckt halt nicht jedem Flachwichser.

Richtig so. Dumm nur, dass ich eindeutig zu spät geboren wurde, um mir von Hemingway kumpelhaft auf die Schulter klopfen zu lassen. "Der Bursche hat ein teuflisches Talent." Also sprach Ernest H. Zamatrustra, als er den bekloppten Salinger kennen lernte. Geniale Kerls, die beiden. Trieben sich gemeinsam im Krieg irgendwo herum, keine Ahnung, vermutlich Paris, wo anal und oral schon gesellschaftsfähig waren, bevor ich meine spezielle Neigung entdeckte.

Auf dem Weg zum Millionär?

Multimillonär bin ich noch nicht, aber die Zeit wird für mich arbeiten. Nicht derart profan wie bei diesem saukomischen Dänen aus Fakse-Pusemuckel, der weltweit durch die Rechnung der städtischen Müllabfuhr berühmt wurde: Eine Milliarde Euro sollte er blechen für den Besitz von korrekt gerechneten 21.092.005 Tonnen. War natürlich ein depperter Computerfehler, tasächlich besitzt der dänische Saubermann nur eine, wie es sich gehört. Immerhin: Schlagzeilen hat er gemacht, auf die bin ich auch scharf. Aber anders. Ich will die Kohle für mich, nicht für irgendwelchen Müll. Und ich bin es wert.

Prophezeiung der globalen Enttäuschung

Mein Erstlingswerk wird auch mein letztes sein. Diese Prophezeiung involviert natürlich globale Enttäuschung, ist aber nur für den Leser, nicht für mich von düsterstem Charakter. Ich habe über einen Kerl geschrieben, vielleicht ist er auch eine versteckte Frau, das ist Auslegungssache, und ich muss mich da weiß Gott nicht festlegen so als Autor, ich bin da völlig frei. Dieser Typ also ist Professor und Psychiater, ziemlich doof aussehend mit der Tendenz zur Geisteskrankheit, wie die halt alle so sind, und trampt mit dem Daumen nach oben durch die Galaxis, weil er nichts grundsätzlich Besseres vor hat.

Kamikazeflieger oder Harry P. töten?

Auf seinem völlig sinnlosen, aber für meinen Roman notwendigen Weg zu unendlichen Weiten und Welten nörgelt er zu Recht über sein Dasein, überlegt kurzfristig, Kamikazeflieger zu werden, tötet unfreiwillig einen gewissen Harry P. und rottet eine wirklich schrecklich nette Familie komplett aus. Das ist bewegend und tragisch, aber im Gegensatz dazu ist sein Sexualleben wirklich beispielhaft. Denn obgleich er eine selten bescheuerte Optik und nur Müll im Kopf hat, kriegt er selbstverständlich die besten Frauen im Universum ab. Auch die mit zwei Köpfen und drei Brüsten.

Und am Ende werden alle ... verrückt

Um es kurz zu machen: Er rettet mit dem Beistand freundlicher Aliens, die für ihre Hilfe nur Koks und Schnaps erwarten, unseren Planeten, geht anschließend zum Schönheitschirurgen und sieht noch blöder aus, wirkt aber hübscher. Und Ende.

Ach so, glatt vergesssen: Er heißt Caulfield Holden. Und sage jetzt keiner, dass es sowas oder anderes schon gibt. Ich werde gut an meiner Story verdienen, schaffe mir eine Villa am Meer und ein Dutzend Rottweiler an und knalle Leute ab, die Fotos von mir wollen. Und falls das alles nicht klappen sollte, fragen Sie in der hiesigen Landesanstalt nach Jerome David. Vielleicht auch nach Ernest. Oder Vollidiot. Mir doch egal.

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Foto: Gottes kalte Gabe

Karin Reddemann

Gottes kalte Gabe

Ein totes Mädchen tanzt auf Gräbern und spielt Gott; Max Kellermann bekommt sein erstes gutes Gespräch und eine letzte Rose nach seinem großen Flug; Kurt dichtet über Zwerge … und Vater weint trocken, weil gestern eben gestern ist. Die Geschichten von Karin Reddemann lassen den Leser in ein Meer von Bildern und Worten tauchen, das herrlich ehrlich nach Salz schmeckt. Gottes kalte Gabe ist eine Auswahl an Short-Stories, in denen Leben passiert. Es macht manchmal atemlos, sie zu lesen.

Dr. Ronald Henss Verlag, 2006
ISBN 978-3-9809336-3-6

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