"Ich weiß auch nicht genau, was ich da mache. Aber es ist gut." (T.C. Boyle) |
Startseite
Mal eben so gedacht
Story News
Über mich
Bis dato Gedrucktes
Pressestimmen
Leseproben
Rund ums Schreiben
Foto-Galerie
Meine Bilder
Gästebuch
Links
Kontakt
Impressum
|
Über das SchreibenTom Germanikus - einer der letzten großen Literaturtheoretiker. Wer ein Schriftsteller sein will, muss Geschichten erzählen. Geschichten, die den Leser faszinieren und (falls möglich) mitreißen. Niemand will hören, wie es einem geht. Und schon gar nicht, warum es einem wie geht. Jammer-Literatur, und davon gibt es eine ganze Menge, ist immer zum Scheitern verurteilt. Selbst dann, wenn es sich um überaus tiefschürfende und kluge Gedanken handelt. Warum? Weil Schreiben Kunst ist. Und Kunst verschlüsselt. Und der Verschlüsselungs-Algorythmus des Schriftstellers ist die Geschichte. Kein Maler käme auf die Idee, sich selbst zu malen, wie er tief deprimiert in den Hals einer Flasche Cognac stiert und Krokodilstränen vergießt. Nein, er würde etwas malen, das seine Gefühle widerspiegelt, würde ein Symbol für seinen Schmerz suchen - eine verblühte Rose zum Beispiel oder einen Herbstabend an der See. Doch Autoren tun so etwas. Sie schreiben ihre Befindlichkeiten gnadenlos auf und denken dann, das sei hohe Kunst. Und anschließend wundern sie sich, dass niemand den Schrott lesen will. Schrfitsteller benutzen SymboleSchreiben ist im Grunde nichts anderes als Malen. Die Unterschiede sind minimal. Nur dass man dafür keinen Pinsel benutzt, sondern Worte. Und weil das so ist, muss man Symbole verwenden, wie es ein Maler tut. Und das Symbol des Schriftstellers ist die Geschichte. Wenn sie also über Trauer und Schmerz schreiben wollen, dann denken sie sich eine Geschichte dazu aus. Wenn sie verliebt sind und vor Freude juchzen könnten, dann erfinden sie eine Story, die diese Gefühle in sich trägt (nutzen sie die Gunst der Stunde, so etwas dauert nicht ewig). Natürlich können sie sich auch einfach hinsetzen und ihre Gefühle aufschreiben, das ist legitim und vielleicht finden sie sogar einen Verleger, aber eines sind sie dann nicht - ein Schriftsteller.Als Kleist richtig sauer warSchauen wir uns mal ein Beispiel an. Etwa im Jahr 1800 lebte ein Typ namens Heinrich von Kleist. Und dieser Kleist war sauer. Richtig sauer. Sauer auf die Willkürherrschaft des Adels, sauer auf die marode Justiz, wütend über die riesige Kluft, die sich zwischen Ideal und Wirklichkeit auftat. Nun hätte Kleist sich hinsetzen und ein politisches Pamphlet verfassen können. Doch Kleist war Schriftsteller und wählte einen anderen Weg. Er suchte nach einem Schlüssel für seine Botschaft und verpackte seine Gedanken in eine Geschichte. Und zwar in die Geschichte von Michael Kohlhaas.Der Feldzug des Michael KohlhaasDie Novelle "Michael Kohlhaas" handelt von einem Pferdehändler, dem von einem drittklassigen Adeligen zwei Pferde beschlagnahmt werden. Als klar wird, dass der Adelige kein Recht dazu hatte, zieht Kohlhaas vor Gericht, um Entschädigung zu fordern. Kohlhaas ist zu diesem Zeitpunkt ein ehrenwerter Bürger. Er glaubt an Recht und Ordnung und die Unabhängigkeit der Justiz. Doch der Adelige hat mächtige Freunde und Kohlhaas verliert den Prozess. Da Kohlhaas sich nicht damit abfinden kann, unternimmt er weitere Versuche, Gerechtigkeit zu erlangen, doch alle scheitern. Er muss erkennen, dass Adel, Klerus und Justiz alle unter einer Decke stecken. Und als dann auch noch seine Frau bei dem Versuch, dem Kurfürsten eine Petition zu überreichen, von einer Wache erstochen wird, dreht Kohlhaas durch. Er nimmt das Gesetz in die eigene Hand, überfällt mit ein paar Getreuen die Burg des Adeligen und nimmt sich mit Gewalt, was ihm von Rechts wegen zustünde.Die Geschichte als TransporterDanach eskaliert die Sache. Der Staat schickt Soldaten aus, um Kohlhaas zu fassen, doch Kohlhaas und seine Gefährten siegen und der Mann wird zur Legende. Plötzlich strömen aus dem ganzen Land Männer herbei und schließen sich ihm an, um gegen die Willkür und Ungerechtigkeit der Herrschenden zu kämpfen. Am Ende befehligt Kohlhaas eine richtige Armee, zieht gegen die Obrigkeit zu Felde und bringt das marode Staatsgebilde an den Rand des Abgrunds. Natürlich scheitert er und wird hingerichtet, aber Kleists Warnung ist nicht zu überhören: Übertreibt es nicht mit eurer Ungerechtigkeit, sonst kommt eines Tages der Kohlhaas und holt sich eure Köpfe (darüber sollten heutige Politiker vielleicht mal nachdenken).Jede Geschichte enthält eine Botschaft"Kohlhaas" ist eine überaus faszinierende und spannende Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht (der echte Hans Kohlhase lebte im 16. Jahrhundert). Aber sie ist auch ein tolles Bild, um bei unserem Vergleich zu bleiben. Denn sie enthält alles, worüber Kleist so sauer war und was ihn damals innerlich beben ließ. "Kohlhaas" ist erstklassige Literatur. Warum? Weil die Geschichte eine verschlüsselte Botschaft enthält. Und weil diese Botschaft auf dem Rücken der Geschichte in die Köpfe und Herzen der Menschen gelangt. Und das ist es, worauf es beim Schreiben ankommt.
|
Karin ReddemannGottes kalte GabeEin totes Mädchen tanzt auf Gräbern und spielt Gott; Max Kellermann bekommt sein erstes gutes Gespräch und eine letzte Rose nach seinem großen Flug; Kurt dichtet über Zwerge … und Vater weint trocken, weil gestern eben gestern ist. Die Geschichten von Karin Reddemann lassen den Leser in ein Meer von Bildern und Worten tauchen, das herrlich ehrlich nach Salz schmeckt. Gottes kalte Gabe ist eine Auswahl an Short-Stories, in denen Leben passiert. Es macht manchmal atemlos, sie zu lesen.Dr. Ronald Henss Verlag, 2006 ISBN 978-3-9809336-3-6 >>> Bei Amazon |
Nach oben |
© Karin Reddemann | Alle Inhalte dieser Webseite sind urheberrechtlich geschützt. | Ich hafte nicht für die Inhalte externer Webseiten |